Schnee in den Anden, sechste Dakar-Prüfung abgesagt

6. Januar 2012

Copiapó/Chile Schnee und Eis auf dem „Dach der Rallye Dakar“: Die Wertungsprüfung nach der siebten Andenquerung in der Geschichte der härtesten Marathon-Rallye der Welt wurde aus Sicherheitsgründen gestrichen. Statt der ursprünglich auf 247 Kilometer angesetzten gezeiteten Sektion auf dem Weg von Fiambalá/Argentinien nach Copiapó/Chile werden die Teilnehmer und Begleitteams im Konvoi den direkten Weg zum Zielort in der Atacama-Wüste nehmen. Der Veranstalter A.S.O. (Amaury Sport Organisation) möchte mit dieser Maßnahme garantieren, dass alle Dakar-Beteiligten wohlbehalten den 4.726 Meter hohen Paso San Francisco queren. Giniel de Villiers und sein norddeutscher Beifahrer Dirk von Zitzewitz werden deshalb wie ihre verbleibenden 116 Konkurrenten in der Automobilwertung erst am Samstag auf der Schleife rund um Copiapó mit der siebten Etappe die nächste sportliche Herausforderung annehmen. Schnee und Eis auf der Passhöhe sowie anhaltende Regenfälle hatten in der Nacht zum Freitag die Behörden dazu veranlasst, die Grenze zwischen Argentinien und Chile sowie den San-Fancisco-Pass zu schließen. Während die Passstraße auf argentinischer Seite mit Asphalt ausgebaut ist, erwartet die Teilnehmer nach dem Grenzübertritt eine Schotterstraße, die sie in teils engen Serpentinen ins Tal führt. Die A.S.O. hat auf dem gesamten Weg regelmäßige Posten für die medizinische Versorgung eingerichtet.

Sportlich bleibt es mit der Absage der sechsten Wertungsprüfung beim Stand vom Vortag: Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz gehen mit ihrem Imperial Toyota Hilux als Gesamtfünfte mit gut 21 Minuten Rückstand auf den haushohen Dakar-Favoriten Stéphane Peterhansel im X-raid-Mini in die erste Atacama-Etappe dieser Dakar-Ausgabe. Sie starten als neuntes Fahrzeug auf das mit 419 Kilometer bisher längste gezeitete Teilstück, das zwischen Kilometer 143 und 201 neutralisiert und damit in zwei Sektionen geteilt wird. Die Dakar-Sieger von 2009 sind bisher die faustdicke sportliche Überraschung der Rallye Dakar 2012: Nach vier von bisher fünf Wertungsprüfungen lagen „Ginny“ und „Schnietz“ auf der zweiten Gesamtposition, ehe sie auf der fünften Etappe in einem Sandloch hinter einer unübersichtlichen Dünen-Kuppe 14 Minuten verloren und in der nach wie vor sehr engen Gesamtwertung auf Platz fünf zurückfielen.

Gesamtwertung der Rallye Dakar nach der 06. Etappe
1. Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (F/F), Mini, 11:58.03 Std.
2. Krzysztof Hołowczyz/Jean-Marc Fortin (PL/B), Mini, 12:02.21 Std.
3. Joan „Nani“ Roma/Michel Périn (E/F), Mini, 12:08.42 Std.
4. Robby Gordon/Johnny Campbell (USA/USA), Hummer, 12:11.35 Std.
5. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D), Imperial Toyota, 12:19.04 Std.
6. Leonid Novitzkiy/Andreas Schulz (RUS/D), Mini, 12:28.54 Std.
7. Carlos Sousa/Jean-Marc Fortin (P/B), Great Wall, 12:38.58 Std.
8. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Q/E), Hummer, 12:48,50 Std.
9. Erik van Loon/Harmen Scholtabers (NL/NL), Mitsubishi, 12:51.36 Std.
10. Lucio Alvarez/Bernardo Graue (RA/RA), Overdrive Toyota, 12:57.13 Std.

Das Zitat
„Sicherheit geht vor. Die Querung des Paso San Francisco war in den vergangenen Jahren vorallem für die Motorradfahrer ohnehin keine angenehme Sache, schließlich herrschten Temperaturen rund um den Gefrierpunkt. 2012 ist das Wetter noch unwirtlicher geworden, deswegen hat die A.S.O. die richtige Entscheidung getroffen. Nach so einer Passstraße und dem Grenzübertritt noch eine Wertungsprüfung zu bestreiten, wäre nicht richtig gewesen. Morgen erwartet uns eine extrem harte Etappe in der Atacama-Wüste, in der sportlich richtig ausgesiebt wird. Nachdem unser Imperial Toyota Hilux auf den ersten fünf Etappen absolut zuverlässig wie ein Uhrwerk lief, freue ich mich auf diese Aufgabe.“ (Dirk von Zitzewitz zur Absage der sechsten WP bei der Rallye Dakar)

Vorschau: Das bringt die Rallye Dakar

07. Januar 2012, Etappe 07, Copiapó–Copiapó 444 Kilometer rund um Copiapó – diese letzte Etappe vor dem einzigen Ruhetag der Dakar könnte für viele Amateure ein wahrer Albtraum werden. In der Automobilwertung werden Durchschnittsgeschwindigkeiten knapp über 85 km/h erwartet – an anderen Tagen liegt sie über 120. Auch wenn der Anfang der Wertungsprüfung in den Bergen zwischen Kakteen eher einfach anmutet, liegt das Ende in einem gewaltigen Dünengebiet. Den wahren Grund des langsamen Vorankommens an diesem Tag bildet der letzte Dünengürtel vor dem Biwak: nur sechs Kilometer breit und doch unendlich weit vom Tagesziel entfernt. Auch die Navigatoren müssen hier hellwach sein und nach exakter Kompassrichtung den Weg weisen.

Dirk von Zitzewitz: „Die Gegend um Copiapó ist bekannt für Sand, Sand und noch mehr Sand. Riesige Sanddünen und Sandberge, die teils mit Kamelgras bewachsen sind, prägen die Runde um Copiapó. Aber auch viel Offroad und verwirrende Navigation. Hier hat sich jeder schon einmal verfahren. Und jeder hat beim Kreuzen einer Düne hier schon einmal eine Schrecksekunde erlebt. Die letzte Etappe vor dem Ruhetag wird vom Veranstalter traditionell sehr hart ausgelegt. Mich würde nicht wundern, wenn wir alle ein bisschen später im Biwak sind als erwartet.“
Verbindung: 154 Kilometer – Wertungsprüfung: 419 Kilometer

Die Rallye Dakar im TV
Freitag, 06. Januar 2012
23:00–23:45 Uhr, EuroSport, 06. Etappe: Aufzeichnung vom Tage

Samstag, 07. Januar 2012
00:45–01:30 Uhr, EuroSport, 06. Etappe: Aufzeichnung vom Tage (Wiederholung)
08:30–09:15 Uhr, EuroSport, 06. Etappe: Aufzeichnung vom Tage (Wiederholung)
23:00–23:45 Uhr, EuroSport, 07. Etappe: Aufzeichnung vom Tage

Sonntag, 08. Januar 2012
01:15–02:00 Uhr, EuroSport, 07. Etappe: Aufzeichnung vom Tage (Wiederholung)
08:30–09:15 Uhr, EuroSport, 07. Etappe: Aufzeichnung vom Tage (Wiederholung)
23:00–23:45 Uhr, EuroSport, Ruhetag: Aufzeichnung vom Tage

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